Samstag, 05.08.2023
Am frühen Morgen hallte der Wetterbericht über die Campgrounds. Die Lautsprecher-Durchsagen warnten vor einem kurzen Regenguss, der gleich kommen sollte. Der war dann allerdings so heftig, dass die zum Teil gut getrockneten Wege sich wieder in Matsch verwandelten. Diejenigen, die an diesem Tag schon auf normales Schuhwerk gefreut hatten, stellten diese Entscheidung schnell wieder in Frage.
Auch in dem Bereich des Bullhead und des Infields gab es wieder deutliche Pfützen und die Veranstalter setzten noch einmal alles in Bewegung, um die Wege begehbar zu machen. Zudem wurden die Metalheads aufgefordert, die Abreise mit Hinblick auf das Wetter zu gestalten. Im Hinblick auf das nahende Festivalende wurden Fahrzeuge überprüft und soweit möglich von Schlamm befreit. Dass am nächsten Tag erneut leichter Regen angekündigt war, beeinflusste sicherlich die Entscheidung über den Rückreisezeitpunkt vieler Fans. Doch zurück zum Festival.
Ein weiterer Höhepunkt im Bullhead war der Auftritt von Burning Witches. Die rein weiblich besetzte Schweizer Heavy- und Power-Metal-Band spielte in ihrem rund 45-minütigen Set alle großen Hits aus ihren fünf Alben.
Auf der Louder ging es mittags mit klassischem Power Metal weiter. Nach der Trennung von Gloryhammer startete Thomas Winkler mit seinem neuem Projekt Angus McSix durch und wurde von den Fans gespannt erwartet. Seine goldene Rüstung glänzte quer über die Menge, welche die neuen Songs wie “Master of the Universe” oder “Sixcalibur” begeistert mitsang.
Jinjer enterten kurze Zeit später die Faster. Mit ihrer brachialen Energie und Songs wie “Perennial” und “Vortex” brachte die ukrainische Metal-Band das Infield zum Kochen. Dabei plädierte die Band auch immer wieder für den Frieden und die Solidarität mit ihrem Land. Frontsängerin Tatiana wechselte zwischen Klargesang und Growls und beeindruckte wieder einmal mit dem großen Umfang ihrer Stimme.
Die Kanadier um Kataklysm erfreuten auf der Louder Stage die Fans der Death Metal-Fraktion. Mit im Gepäck waren altbekannte Songs wie “The Serpents Tongue” oder “Ambassador of Pain”, die von den Fans mit wohlplatziertem Kopfnicken gewürdigt wurden.
Auf der Harder Stage gab es True Scottish Pirate Metal von Alestorm. Schon mit den ersten Klängen von “Keelhauled” gingen die Hände zum Klatschen in die Höhe und die Fans feierten mit den Spaßpiraten hart ab. All das vor der Kulisse einer riesigen Badeente. Zwischen eigenen Partykrachern wie “Alestorm” und “P.A.R.T.Y.” gab es mit “Hangover” von Taio Cruz auch ein Cover. Der Text des Covers sprach sicher vielen Fans aus der Seele, die an diesem Tag erst mittags aus den Zelten gekrochen waren.
Alternativen zum klassischen Metal fanden sich Samstag vor allem im Bereich Mittelalter-Rock und Folk. Saltatio Mortis legten auf der Harder Stage mit einem guten Mix aus neuen und alten Songs vor, alle zum Mitgrölen gut geeignet. Und weil Peyton Parrish ebenfalls noch verfügbar war, wurden “God of War” und “My Mother told me” nochmals wiederholt – sehr zur Freude der Fans.
Mit Heaven Shall Burn riss einer der Headliner die Main Stage ab. In dem Maße, in dem die Band ihre Energie auf der Bühne verteilte, gaben sie die Fans zurück, inklusive mehrerer Circle Pits. Zu “Behind a Wall of Silence” forderte Sänger Marcus die Menge auf, aufeinander aufzupassen und die vielen Pits zu einem zu vereinen.
Um den Technikturm und den Krombacherstand wurde ein gewaltiger Circle Pit gebildet, bei dem hunderte mitmachten. Nach der zweiten Zugabe wurde zum Abschluss “Valhalla” von Blind Guardian gecovert, welches die Fans frenetisch mitsangen.
Nach dieser Show wurde es mystisch auf dem Holy Ground. Die Scheinwerfer hüllten ihn in ein grünes Licht während über den Bühnen Drohnen Symbole bildeten. Die Wikinger zogen mit Fackeln auf und es war soweit: Das Thema und die ersten 33 Bands für das 33. Wacken Open Air wurden bekannt gegeben – Witches and Warlocks. Zu den ersten Bestätigungen für 2024 gehören die Scorpions, Amon Amarth, In Extremo, Blind Guardian, Mayhem und viele mehr.
Doch nicht nur vor und auf der Bühne lohnte sich das Hinschauen. Wieder einmal zeigten die Drohnenpiloten ihr Können. Über den Bühnen bildeten die Drohnen Drachen oder auch den Wackenschädel während zwischen den Bildschirmen die Wikinger kämpften und Band für Band fürs nächste Jahr enthüllt wurde.
Weiter ging es mit dem Auftritt von Two Steps from Hell. Ein wirklich besonderes Konzert, welches genau das lieferte, was die Macher sich auf die Fahne geschrieben haben. Epische Hymnen, die an Filmmusiken und Gamesoundtracks erinnern, dazu ein großes Orchester auf der Bühne und massive Drums.
FAZIT: Die Polizei zeigte sich zufrieden und sprach von einem der friedlichsten Wacken Open Airs seit Jahren. Die Besucherzahl wurde derweil nach oben korrigiert und man sprach von 61.000 bis 63.000 feierwütigen Metalfans.
Insgesamt wurde jedoch von Veranstalterseite von einem Millionenverlust dieses Jahr gesprochen. Gemessen an den Umständen lässt sich aber sagen, dass alles getan wurde um das 32. Wacken Open Air bestmöglich durchführen zu können. Mit diesen Umständen hat niemand rechnen können. Ein Riesenlob gebührt den Organisatoren, den Sicherheitskräften, der Polizei, den diversen medizinischen Diensten und den WACKEN-Einwohnern, die das Event seit je her tatkräftig unterstützen.
Entgegen der Befürchtungen konnten viele Fans aus eigener Kraft abreisen, die Wege hielten und es gab am Sonntag auch kein übermäßiges Verkehrschaos auf der A23. Der ADAC musste erwartungsgemäß oftmals ausrücken, um Fahrzeuge wieder flott zu machen oder abschleppen zu lassen.
Im Bereich der Gastronomie fiel auf, dass fast überall die Preise um 1 bis 2 € erhöht wurden. Dieses ist größtenteils sicher den verringerten Besucherzahlen zu schulden und wurde von vielen Fans mit Verständnis begegnet.
Wir danken: Holger, Thomas und dem W:O:A-Team sowie allen, die unsere Arbeit vor, während und nach dem Festival unterstützt haben (you know who you are...)
See you in 2024. Rain or Shine!