Wacken Open Air 2016
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DAS Metal-Festival Nr.1, die 27. Auflage!

Und jährlich grüßt der Wacken-Wahnsinn: Kaum ist der Matsch an den Gummistiefeln getrocknet, geht die größte Metal-Party der Welt auch schon wieder in die nächste Runde – Wacken Open Air 2016! Nach der unglaublichen letztjährigen Schlammschlacht stellten sich viele der 75.000 Besucher vorab nur eine Frage: Wie gut oder schlecht ist der Wettergott dieses Mal gelaunt?
Glücklicherweise erweist sich Petrus 2016 über die gesamten Festivaltage weitaus gnädiger als im Jahr zuvor. Von hochsommerlichen Bedingungen kann allerdings dennoch keine Rede sein. Ohne passendes Schuhwerk läuft im wahrsten Sinne des Wortes nichts. Aber daran haben sich die Metalheads mittlerweile gewöhnt. Ungewohnt sind hingegen einige Änderungen, die sich die Organisatoren für die 27. Ausgabe des W:O:A haben einfallen lassen. Dazu zählen unter anderem die erfreuliche Rückkehr zu den schmerzlich vermissten 0,4-Liter-Bechern beim Bierausschank oder die Auslagerung der Wrestling-Arena aus dem Bullheadzelt.
Das zuvor ausgesprochene Taschen- und Rucksackverbot auf dem Festivalgelände sorgt dagegen eher für gespaltene Meinungen. Licht und Schatten gibt es beim Wacken 2016 auch bei den gesichteten Bands, wobei sich das Bullheadzelt als kleiner Garant für Überraschungen herausstellen soll. Aber dazu später mehr.

Mittwoch

Wie jedes Jahr erfolgt die Anreise unserer Reisegruppe am Mittwoch. Wir erkunden zunächst die umliegenden Zeltplätze, das Wackinger Village und das Waste Land. Bis auf die Tatsache, dass der Wrestlingring nicht mehr im Bullhead steht, sondern nun in einem eigenen Zelt untergebracht ist – sowie ein Stand der Firma Teufel mit einer überdimensionalen Lemmy-Statue davor –, fallen uns keine großen Veränderungen auf.

Eine halbe Stunde vor Beginn von PHIL CAMPBELL’S ALL STARR BAND versuchen wir, ins Bullheadzelt zu gelangen. Ganz offensichtlich sind wir aber nicht die Einzigen, die sich ein Bild vom Soloprojekt des ehemaligen MOTÖRHEAD-Gitarristen machen wollen. Mehrere Hundert Menschen schieben sich in Richtung der schmalen Gitterzugänge zum Zelt – und dann geht erst mal nichts mehr. Die Sorge, dass sich ein solcher Vorfall in den nächsten Tagen wiederholt, stellt sich glücklicherweise als unberechtigt heraus. Phil und seine Jungs räumen dann so richtig ab und können die Meute vor der Bühne mächtig in Wallung versetzen.

Donnerstag

Wir starten den Tag im Zelt: auf der Headbangers Stage legen die Melodic Metaller von THE RAVEN AGE los. Die Briten waren bereits Supporting Act bei IRON MAIDENs "Book of Souls" Tour in den USA. Eine Zusammenarbeit, die nicht ganz zufällig entstanden ist, denn Sänger George Harris ist der Sohn von MAIDEN-Bassist Steve Harris. Tatsächlich scheint sich die Band aber nicht nur durch Vitamin B einen kleinen Namen in der Branche gemacht zu haben. Die Songs sind angenehm eingängig und haben trotzdem einen progressiven Anstrich. Leider ist der Sound vor der Bühne so brachial schlecht, dass man das Potenzial der Raben eher erahnen als hören kann. Die gleichnamige EP "The Raven Age", die am 5. Juli erschienen ist, kann man sich aber getrost einmal anhören.

Auf der Black Stage laden FOREIGNER zu einer musikalischen Zeitreise in die goldenen Jahre des Hardrock ein. Die britisch-amerikanischen Megastars haben in diesem Festivalsommer bereits einige gefeierte Gigs abgeliefert und auch an ihrem Wacken-Gastspiel gibt es musikalisch absolut nichts zu bemängeln. Technisch brillant feuern die Rock-Oldies einen Hit nach dem anderen ins Publikum, wobei vor allem die Ausnahmestimme des aktuellen Leadsängers Kelly Hansen heraussticht. Spätestens bei altbekannten Evergreens wie „Cold As Ice“ und selbstverständlich „I Want To Know What Love Is“ schallen die Refrainzeilen aus tausenden Kehlen.

Als die Sonne langsam gen Erde sinkt, gibt es für uns nur ein Ziel: IRON MAIDEN! Schade aber auch, dass zur gleichen Zeit THERAPY? auf der W:E:T Stage spielen.
21:30 Uhr: Das Licht auf der True Metal Stage erlischt. Kurz ist alles schwarz. Dann entzünden sich Flammen auf der Bühne, Scheinwerfer wandern über das Publikum und die Stimme von BRUCE DICKINSON ertönt. In dichte Nebelschwaden gehüllt steht der Ausnahmesänger alleine auf der Bühne und performt die ersten Zeilen von „If Eternity Should Fail“. Gänsehaut. Mit einem Paukenschlag erscheint der Rest der Band und steigt ins Geschehen ein.
Was MAIDEN in den nächsten 90 Minuten abfeuern, ist ein fulminantes Best-Of durch alle Dekaden der Bandgeschichte. Dickinson und seine Mannen wissen genau, was die Fans hören wollen und beweisen auch mit der Set-Reihenfolge ein gutes Gespür.
Überflüssig zu sagen, dass das gesamte Infield bei „Children Of The Damned“, „The Trooper“ und „Fear Of The Dark“ begeistert feiert und mitsingt.
Bei „The Book of Souls“ hat das siebte Bandmitglied und Maskottchen der Band seinen – im wahrsten Sinne des Wortes – großen Auftritt. Mit einer beeindruckenden Höhe von mindestens drei Metern stapft Eddie auf die Bühne und liefert sich einen Kampf mit Dickinson, an dessen Ende der Sänger dem Monster das Herz aus der Brust reißt und ins Publikum wirft. Eddie wirkt wenig beeindruckt, sondern eher genervt von der Tatsache, dass er gerade sein wichtigstes Organ verloren hat. Kopfschüttelnd zieht er sich zurück, um bei „Iron Maiden“ abermals zu erscheinen. Dieses Mal als riesiger, schlecht gelaunter Kopf, der am Ende des Songs Funkenfontänen aus Mund und Augen sprühen lässt.

Während IRON MAIDEN das prall gefüllte Infield beschallen, haben die nordirischen Alternativerocker von THERAPY? die schwierige Aufgabe, im Bullheadzelt für Stimmung zu sorgen. 1994 veröffentlichte die Band mit dem Album „Troublegum“ einen fast schon legendären Meilenstein, an dessen Erfolg sie nie wieder anknüpfen konnten. Doch davon lassen sich die Jungs ebenso wenig beeindrucken wie von ihrem undankbaren Slot auf der W:E:T Stage. Vor einer erstaunlich großen Zuschauermenge spielen sich THERAPY? in 45 Minuten einmal quer durch ihre Diskografie und haben sichtlich Spaß auf der Bühne. Und spätestens beim Überhit „Screamager“ sind sich alle Anwesenden einig, dass man sich für die ideale Alternative zu den eisernen Jungfrauen entschieden hat.

UPS

Classic Rock in Wacken
Zugegeben, so richtig neu ist diese Aussage wohl nicht, aber: Classic Rock in Wacken ist einfach eine gute Sache. Beweisstücke A und B: Foreigner und Whitesnake am Donnerstag. Sicher, man ist nicht mehr in Originalbesetzung unterwegs und ist mittlerweile auch im Bereich „Alte Herren“ angekommen. Die unzähligen Hits funktionieren aber dennoch grandios.

Bullhead-City wird zum Knüppelzelt
Marduk, Vader, Immolation, Tsjuder, The Black Dahlia Murder: Die Zeltbühne wird am Donnerstagabend regelrecht zum Knüppelzelt. Im angenehmen Kontrast zum sanfteren Programm der Hauptbühnen wird hier gnadenlos und mit Anlauf abgerissen. Das gefällt und erinnert an frühere Blackstage-Jahre. Schön.

Iron Maiden
Jedes Iron Maiden-Konzert ist ein Highlight. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Wer die Band bereits auf einem der anderen Konzerte gesehen hat, wird zwar von der Setlist nicht überrascht, das Konzert in Wacken vor rund 70.000 Fans ist aber ein wirklich würdiger Abschluss der gigantischen THE BOOK OF SOULS-Welttournee gewesen.

DOWNS

Schlamm
Die mal eher dünnflüssige, mal eher dickflüssige Brühe ist wirklich überall und macht jede Infield-Querung zu einem Ausflug ins Ungewisse. Das nervt und drückt die Stimmung, da viele Metalheads nach drei Tagen Matsch einfach zermürbt sind. Außerdem ist alles dreckig. Wirklich. Alles.

Regen bei Iron Maiden
Regen beim Headliner? Braucht kein Mensch. Vor allem nicht, wenn der (zum Glück recht kurze) Schauer doch ziemlich heftig ist. Immerhin: Die Stimmung kann es den zahllosen Metalheads auf dem Acker natürlich nicht vermiesen. Und Lob von Bruce Dickinson fürs tapfere Durchhalten gibt es obendrein. Vielleicht doch nicht so schlimm.


Freitag

Nicht nur seit wir beim letztjährigen Wacken Open Air aufgrund von Dauerregen dazu gezwungen waren, mehrere Stunden im Camp zu verbringen, hat die 2006 erschienene Scheibe „Outcast“ von EKTOMORF einen ganz besonderen Platz eingenommen. Dementsprechend groß ist die Freude, dass wir die sympathischen Camouflage-Liebhaber aus Ungarn dieses Jahr live auf der Bühne sehen können.
45 Minuten Spielzeit stehen auf dem Programm. Schnell ist klar, dass EKTOMORF sich vorgenommen haben, das Zelt komplett abzureißen. Mit ihrem groovigen Stakkato-Sound brettern die Gitarren durch das Publikum. Sänger Zoltán Farkas keift und brüllt sich durch das Set und wirkt dabei aggressiv wie eh und je. Auch live gilt bei den Herren, was bei jedem der neun Studio-Alben zutrifft: Man weiß, was man bekommt. Wie eine Walze drücken sich „Holocaust" und "Evil By Nature" vom aktuellen Album "Aggressor" durch die Reihen und laden zu wilden Sprüngen und Circle Pits ein. Eine Einladung, die die anwesenden Metalheads nur zu gerne annehmen.

Nur wenige Minuten nachdem der Vorhang gefallen ist, beginnen BLIND GUARDIAN mit ihrer Show. Bereits zum sechsten Mal stehen die Power Metaller hier auf der Bühne. Das erste Mal 1992 zusammen mit SAXON, die übrigens 2016 zum neunten Mal Teil des W:O:A waren. Für Besucher, die bereits einige Male auf dem Acker waren, machen sich genau wegen solcher Wiederholungen langsam Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Mittlerweile aber habe ich eher das Gefühl von „Danke, kenn ich schon“. Eben aus diesem Grunde waren wir in diesem Jahr auch so begeistert vom Bullheadzelt. Die Bands, die dort spielen, sind auch für Stammbesucher neu und frisch.
Aber sei es drum: BLIND GUARDIAN sind für viele Festivalbesucher nach wie vor einer der Gründe, sich ein Ticket zu kaufen. Und auch dieses Jahr enttäuschen Hansi Kürsch und Konsorten nicht. Ab dem ersten Ton von "The Ninth Wave" geht das Publikum mit und klatscht begeistert im Takt.
Für viele sind BLIND GUARDIAN einfach ein Stück Jugend. Die Musik versetzt einen zurück in die Zeit, als an der schwarz gestrichenen Kinder- oder WG-Wand noch Drachenposter und Airbrush-Gemälde von kämpfenden Rittern hingen und man seine Abende mit Pen-&-Paper-Spielen verbracht und dazu billigen Rotwein getrunken hat. So ist es auch kein Wunder, dass die alten Klassiker wie „The Last Candle“ oder „Lord Of The Rings“ immer noch die größte Begeisterung im Infield auslösen.
Nach minutenlangen Zugabe-Rufen geben sich die blinden Hüter einen Ruck und treten mit „Valhalla“ noch einmal aufs Gaspedal, bevor sie unter lautem Jubel ihres ganz eigenen Wacken-Chors die Bühne verlassen.

Trotz großer Namen auf den Hauptbühnen finden wir unser heutiges Tages-Highlight mal wieder unter dem schützenden Dach des Zeltes. Die grandiose Stoner-Rock Band mit einer nicht abzustreitenden Vorliebe für Bier, RED FANG, betritt kurz vor Mitternacht die Bühne. Wer die ursympathische Gruppe noch nicht kennt, sollte sich unbedingt mal deren Videos angucken. Der Clip zu "Prehistoric Dog" lohnt sich besonders und lässt sich mit "Ritter der Kokosnuss meets Waynes World" ganz gut zusammenfassen.
Auf der Bühne halten sich RED FANG nicht mit überflüssigem Gefrickel auf. Die Songstrukturen sind klar und druckvoll. Fronter Aaron Beam kennt nur eine Richtung: nach vorne. Nur wenige Bands schaffen es in diesem Genre, gleichzeitig kreativ und trotzdem so geradlinig zu sein. Das Publikum dankt es den Erfindern des Duschbieres mit wilden Springeinlagen, Circle Pits und lautem Jubel.

Der Freitag neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu und die ersten Festivaltage zeigen langsam Wirkung, sodass sich nur ein kleiner Teil unserer Gruppe die altgedienten Bay-Area-Thrasher TESTAMENT zu Gemüte führt. Zugegebenermaßen ist zwei Uhr nachts eine nicht wirklich ideale Spielzeit. Das macht sich auch bei den ziemlich mauen Publikumsreaktionen bemerkbar. Während der ersten Songs herrscht vor der True Metal Stage akute Bewegungslosigkeit. Chuck Billy und Gefolge lassen sich davon jedoch nicht beeindrucken und feuern eine tighte Thrash-Salve nach der anderen ab.

UPS

Das Wetter
Das Wetter am Freitag ist eher als positiv zu bezeichnen: Ja, der heftige Schauer am Vormittag (Pyogenesis hatten es wirklich nicht leicht) hat genervt, weitestgehend regierten aber Sonne und Wärme. Zugegeben, das hilft den Fans auf den vollkommen verschlammten Campinplätzen auch nicht. Aber besser als noch mehr Regen!

DOWNS

Alles ist schlammig
Wirklich. Alles. Es ist nicht ganz so schlimm wie letztes Jahr. Aber es nervt trotzdem.


Samstag

Was DEVILDRIVER im Anschluss auf der Party Stage verdient hätten, wäre ein guter Sound gewesen. Aber wie so oft in diesen Tagen schaffen es die Techniker nicht, das Optimum herauszuholen. Viel zu leise und ähnlich matschig wie die Bodenbeschaffenheit. Nachdem nicht mal „Daybreak“ und das AWOLNATION-Cover „Sail“ für Stimmung sorgen, entschließen wir uns weiterzuziehen und den geschundenen Körpern ein bisschen Ruhe und Flüssigkeit zu gönnen.

Wenig später stehen wir bei strahlendem Sonnenschein und mit bester Laune im Gepäck vor der True Metal Stage und bejubeln die Spandexträger von STEEL PANTHER. Frontmann Michael Starr erklärt dem Publikum, was es die nächsten 80 Minuten erwarten kann: „An alle von euch, die uns schon beim letzten Mal in Wacken gesehen haben: Wir haben die exakt gleiche Show vorbereitet. Und an alle, die uns noch nie gesehen haben: Wir haben für heute eine komplett neue Show vorbereitet.“ Tatsächlich ist der Auftritt eine gelungene Mischung aus Musik und Comedy, der aber – wie angekündigt – keine Überraschungen für Leute enthält, welche die Metal-Panther schon einmal gesehen haben.
Das ist aber auch egal, denn wer zu einem Konzert der Glam-Metaller geht, weiß genau, was ihn erwartet: augenzwinkernde Texte, die von Prostitution in Asien, Sex im Altersheim und Freude spendenden Löchern in Wänden handeln. Dazu jede Menge Busenblitzer des weiblichen Publikums und ganz viel Duckfaces vom schönsten Bassisten der Welt: Lexxi Foxx.
In der Mitte des Sets schnappt sich Michael ein junges Mädchen aus dem Publikum und bringt es auf die Bühne. Zuvor hatte die Band noch gescherzt, dass Deutschland ein großartiges Land sei, weil man seinen Gelüsten hier schon mit 13 nachgehen kann. Als die Dame mit den geflochtenen Zöpfen und silbrig glänzender Zahnspange dann aber auf die Frage nach ihrem Alter ein begeistertes „Sixteen“ ins Mikro quietscht, scheinen selbst dem erfahrenen Bühnenprofi kurz die Worte zu fehlen. Aber the Show must go on! Also wird der begeisterte Teenager kurzerhand auf einem Barhocker geparkt und mit „Community Property“ romantisch besungen.
Danach kommt das, worauf sich die meisten Herren im Publikum gefreut haben dürften: Getreu dem Songtitel „16 Girls In A Row“ werden eine ganze Reihe attraktiver Damen auf die Bühne geholt, die hinter den Kulissen auf ihren Auftritt gewartet haben. Die Diskussion, ob die hübschen Ladys gekauft sind oder aus dem Publikum stammen, löst sich von selbst, als wir in der Schar eine Bekannte entdecken. Scheinen also tatsächlich – zumindest teilweise – echte Fans zu sein. Auch das Teenager-Mädchen ist noch dabei und lässt die Hüften kreisen. Als man auf der Großleinwand sieht, wie sie für die Kamera eine eindeutige BJ-Geste zum Besten gibt, frage ich mich kurz, ob auch dieses Konzert im Fernsehen übertragen wird und wie stolz ihre Eltern wohl gerade auf sie sind.

Von DAGOBA auf der W:E:T Stage bekommen wir leider nur die letzten drei Songs mit, weshalb ein aussagekräftiges Urteil an dieser Stelle nicht möglich ist. Shawter und seine Mannen haben aber sichtlich Spaß an der Sache. Auch wenn das Zelt bei Weitem nicht ausgelastet ist (eine Bestellung an der Bar ist in unter einer Minute möglich), feiern so gut wie alle Anwesenden die Franzosen lautstark.

TWISTED SISTER auf der True Metal Stage haben Anfang der 80er Jahre für ordentlich Furore gesorgt und gerade Sänger Dee Snider polarisierte mit seinem provokativen, Draq-Queen ähnlichen Äußeren und wurde gleichermaßen zum Helden der jungen und zum Hassobjekt der älteren Generation. Einer der größten Hits „We’re Not Gonna Take It“ gilt bis heute als Garant für volle Tanzflächen und Partystimmung. Demensprechend hoch ist der Zuspruch im Infield, als die Schwestern den Song anstimmen und ihn dann konsequenter Weise gefühlte 15 Minuten in Dauerschleife wieder und wieder mitsingen lassen. Auch bei „I Wanna Rock“ können Snider und seine Kollegen auf voller Linie überzeugen und sich laute Zugabe-Rufe sichern, woraufhin zur Freude von Fans und Musikern gleichermaßen noch drei weitere Songs folgen.

Langsam aber sicher neigt sich das Wacken 2016 dem Ende entgegen und der letzte große Headliner macht sich bereit, um die restlichen Funken Energie aus der müden Masse zu kitzeln.
Vor zwei Jahren mussten ARCH ENEMY noch als erste Band am Samstag auf der Black Stage gegen die Mittagshitze und müde Festivalbesucher ankämpfen. 2016 herrschen andere Voraussetzungen. Als Headliner haben Alissa White-Gluz und ihre Mannen nicht weniger als die spektakulärste Live-Produktion ihrer Karriere angekündigt. Das Bühnenbild ist mit großen weißen Logo-Vorhängen und mächtigem Drum-Podest jedenfalls schon mal sehr stimmig. Nach einem kurzen Intro fällt der Startschuss zu einem 75-Minuten-Best-Of-Programm.
Bereits im Laufe der ersten Songs ist schnell klar, dass sich das Hauptaugenmerk auf Frontfrau White-Gluz richtet, die das Bewegungslevel im Vergleich zum Rest der Band konsequent hochhält. Während der blauhaarige Eyecatcher die Masse unterhält, konzentrieren sich die Jungs eher auf eine spieltechnisch einwandfreie Performance. In Verbindung mit einer exzellenten Lightshow, wechselnden Bühnenbauten und Outfits sowie diversen Pyroeffekten liefern ARCH ENEMY eine würdige Headliner-Show ab, die sie ruhigen Gewissens auf die geplante DVD brennen können.

UPS

Twisted Sister
Dee Snider und seine Mannen liefern am Samstag eine Headliner-Show, die ihresgleichen sucht. Ein letztes Mal, unter dem Motto „Fourty And Fuck It” steht die Band auf einer deutschen Bühne und ein letztes Mal werden die unzähligen Hits der legendären Hair-Metaller abgefeiert: ‘Destroyer’, ‘Straight To Hell’, ‘I Believe In Rock’n’Roll’, ‘Can’t Stop Rock’n’Roll’, ‘I Wanna Rock’ und ‘We’re Not Gonna Take It’ (das mehrfach erneut vom Publikum angestimmt wird) sorgen trotz der Verzichts auf eine große Bühnenshow (dafür sorgt der Chef hier schon ganz alleine) für Gänsehaut. Grandios. Vielen Dank für dieses unvergessliche, letzte Mal!

Arch Enemy
Die Ansage „größte Bühnenshow der Bandgeschichte“ war tatsächlich nicht übertrieben! Die unfassbare Menge an Pyros, die großen Bühnen-Aufbauten und auch das konsequente Durchziehen der bandeigenen Linie heben die Band endgültig auf die nächste Stufe. Hatte jemand von Headlinerschwund gesprochen? Hier ist die Zukunft!

DOWNS

Der Bodenzustand vor der Party Stage
Schlamm bis über die Knöchel machen das Ausrasten zu den Freitags-Acts (darunter die Pit-Garanten Callejon und Parkway Drive) zu einer unfassbar dreckigen Angelegenheit. Geholfen hat dabei sicher nicht, dass es am Samstagmorgen sogar eine Wetterwarnung wegen Starkregens gab und sich große Wassermengen auf das Gelände ergossen.

Die Gleichzeitigkeit von Arch Enemy und Parkway Drive
Zwei große Bands, die in Zukunft die neuen Headliner sein könnten. Zwei große Bands, die das jüngere Publikum ansprechend und einen modernen Sound anbieten. Zwei große Bands, die gleichzeitig auf Black Stage und Party Stage spielen. Das ist ärgerlich, da einem auf diese Art und Weise eine der beiden Mega-Produktionen entgeht. Sehr schade.

Ein Jahr bis zum nächsten Wacken Wacken ist vorbei – das bedeutet wieder ein Jahr warten. Wir sind auf die Headliner 2017 gespannt – und freuen uns auf die 28. Ausgabe des größten Metal-Festivals der Welt!

See you in 2017. Rain or Shine!

Wir danken: Holger, Thomas und dem W:O:A-Team sowie allen, die unsere Arbeit vor, während und nach dem Festival unterstützt haben (you know who you are...)

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